Pr

Baggern

ein audiovisuelles Baggerballett für drei »Mütter« und eine Brache

↗ NEUE TERMINE in Bitterfeld—Wolfen:
14. Juni 2024 | 20:00 Uhr
15. Juni 2024 | 17:00 Uhr
≈ Infos & Tickets: OSTEN—Festival

In einem Ballett für drei »Mütter« in Baggern auf einer Brachfläche in Leipzig stellt STUDIO URBANISTAN in einem rauen Setting mit großen Maschinen die Frage nach dem Platz von Eltern in der (Arbeits)Welt.

Sie räumen ab, sie graben tief, sie schaufeln weg und schichten neu auf. Doch wer beackert hier eigentlich wen oder was? Konstrukte von Mutterschaft, Momente der Überforderung, unsichtbare Care-Arbeit oder Kämpfe um Vereinbarkeit und Geschlechtergerechtigkeit huschen in O-Tönen über die Brache. Ungehörte Stimmen von Schichtarbeiterinnen, Selbstständigen und Vollzeitmamas, aus Ost- und Westdeutschland, Stadt und Land, jung und alt, alleinerziehend und Patchwork werden laut. Was ändert sich eigentlich, wenn man Kinder bekommt? Die Bagger machen stoisch ihre Arbeit, die »Mütter« darin dürfen sich ausschreien, ihr Wut in erdiger Wucht rauslassen, schweigen, singen. Währenddessen streift das Publikum mit Kopfhörern um die Absperrungen.

Die O—Töne des Projekts stammen aus Sprachnachrichten sowie ausführlichen Interviews von und mit diversen Müttern, Elternteilen und Sorgeberechtigten. Vielen Dank für die offenen Gespräche und bewegenden Gedanken.

Künstlerische Leitung: Clara Minckwitz & Julia Lehmann
Performance: Katharina Bill, Clara Minckwitz, Clarissa Schneider & Mathilde Lehmann
Sound: Nicolas Schneider
Ausstattung & Produktionsassistenz: Lea Stöcker
Produktion: Lena Mallmann
Helping Hands: Ramadan Jabar, Muriel Riedel
Foto: Alina Simmelbauer
Video: Tim Terborg
Collage: Clara Minckwitz

Dank an: BAFF — Büro für Angewandte FolienForschung, Carina Emig, Ricardo Endt, Kirow-Werke Leipzig, LOXAM Leipzig, Herr Schubert & Herr Novotny

Eine Produktion von STUDIO URBANISTAN, KATAPULT — Performance Plattform Leipzig und FREISCHWIMMEN.

FREISCHWIMMEN ist eine Produktionsplattform für Performance und Theater, getragen durch brut Wien, FFT Düsseldorf, Gessnerallee Zürich, HochX Theater und Live Art München, LOFFT – DAS THEATER, Schwankhalle Bremen, SOPHIENSÆLE Berlin und Theater Rampe Stuttgart, unter Geschäftsführung der SOPHIENSÆLE GmbH, ermöglicht im Rahmen des Programms „Verbindungen fördern“ des Bundesverbands Freie Darstellende Künste, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Der Probenprozess wird gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR. Weiter wird das Projekt gefördert von der Stadt Leipzig, Kulturamt und der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Die Residenz im Rahmen von KATAPULT wird gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen im Rahmen des Sonderprogramms Kulturland 2022. Sachsen als Bühne“. Das Teilprojekt »Care-Maschine« wird gefördert von der Stadt Leipzig im Rahmen des Themenjahres 2023 »Leipzig – Die ganze Stadt als Bühne«.

Die Veranstaltungen beim OSTEN—Festival sind Teil der Reihe »DIE KUNST, VIELE ZU BLEIBEN. Bundesweite Foren für Kunst, Freiheit und Demokratie« des Fonds Darstellende Künste in Kooperation mit Festival OSTEN/Kulturpark e.V. und in Zusammenarbeit mit der vielgestaltigen Landschaft der Freien Darstellenden Künste, mit Festivals, Interessensvertretungen und Produktionshäusern, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.

PREMIERE: 05. Juli 2023 | LOFFT - DAS THEATER

↗ PRESSESTIMMEN:

»Drei Bagger, geführt von Katharina Bill, Clara Minckwitz und Clarissa Schneider, tanzen ein graziles Ballett und buddeln die verschütteten Ängste und vergrabenen Zweifel aus dem Erdreich. In Kreisen ziehen sie über den staubigen Platz, heben in fein abgestimmten Choreografien die Metallarme und entleeren den verborgenen Inhalt der Schaufeln. Dieser so verletzlich wie kraftvoll wirkende Baumaschinentanz ist die perfekte Synthese aus den pinken und hellblauen Schubladen, in die Menschen von Geburt an gesteckt werden. Hier trifft das Reden über unsichtbare Sorgetätigkeit auf die brachial sichtbare und männlich konnotierte Arbeit auf der Baustelle. Die starke Allegorie des Baggers lockert die breit ausgewählten Geständnisse zur eigenen Elternrolle auf, die oft schwer zu verdauen sind. Einen witzig altklugen Appell formuliert dazu Mathilde Lehmann. Das etwa zwölf-
jährige Kind tritt nach vorn an das Mikrofon, um Manifeste gegen Kapitalismus und Patriarchat zu verlesen. Sie weiß, was gegen die Verhältnisse hilft: Die heteronormative Paarbeziehung sprengen und feministische Wahlfamilien bilden. Sie spricht das aus, was in den Collagen der Wirklichkeit immer mitschwingt: Wie die Welt ist und wie sie verändert werden sollte.«

(Lara Wenzel, DER FREITAG, 13. Juli 2023)

»Die Bagger überraschen, sorgen, zumal mit Licht in der Dämmerung, für großartige Bilder, öffnen ein weites Assoziationsfeld und konfrontieren mit Klischees. [...] Motorhauben werden geöffnet. Beiläufig wird die Frau mit einer Maschine gleichgesetzt, die erst durch die Mutterschaft beweist, richtig zu funktionieren. Die Baustellen-Simulation vervielfältigt sich metaphorisch, lässt sich als gesellschaftliche Großbaustelle lesen. Und als individuelle, emotionale Baustelle. Wutabladen erlaubt. Performerinnen schreien den Frust in die Dämmerung. Ein Abend als Ventil. Auf dem Heimweg kann man in der Menge die Frage hören: Wo sind eigentlich deine Kinder heute? »Baggern« baggert nah an der Lebensrealität.«

(Dimo Rieß, LVZ Online, 06. Juli 2023)

Zurück